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eindeichungDie Eindeichung der Vier- und Marschlande im Mittelalter

feldmühlenFeldentwässerungsmühlen in Ochsenwerder um 1895

ruderregattastreckeDie Ruderregattastrecke auf der Dove-Elbe hat internationale Bedeutung

overwerderWochenendhäuschen in Overwerder

Das Glockenhaus in Billwerder

gewerbe Gewerbe breitet sich in den Marschlanden zunehmend aus

Wissenswertes über die Marschlande

Die Marschlande gehören zum Bezirk Bergedorf. Sie bilden auf rund 55 qkm Fläche den westlichen Teil des Bezirks und bestehen aus den Orten Allermöhe, Billwerder, Moorfleet, Tatenberg, Spadenland, Ochsenwerder und Reitbrook. Wenn man Neu-Allermöhe außer Betracht lässt, leben ca. 9.000 Menschen in den 7 Orten mit den vier Kirchen in Billwerder, Allermöhe, Moorfleet und Ochsenwerder. Im 12. Jhd. begann man mit der Bedeichung und Besiedelung der Gegend, die zu dieser Zeit zur Grafschaft Holstein gehörte. 1142 beabsichtigte man Ochsenwerder zu kultivieren. Allermöhe, Billwerder und Moorfleet wurden 1162 urkundlich als besiedelte Orte erwähnt. 1252 war Reitbrook urbar gemacht. Die erste Erwähnung Tatenbergs stammt aus dem Jahre 1315, die Spadenlands erst von 1465.

In den Anfangszeiten der Besiedelung verursachten zahlreiche Sturmfluten große Schäden an den neueingedeichten Gebieten, die für die holsteinischen Grafen mit hohen Kosten verbunden waren. So kam es zu ersten Verpfändungen in den Elbmarschen, die schließlich zu den großen Gebietsaufkäufen durch die Stadt Hamburg führten. Im April 1395 kaufte Hamburg die Landschaft Ochsenwerder und im Mai die Orte Allermöhe, Billwerder und Moorfleet. Somit war die Stadt an die Vorherrschaft der Elbe gekommen. Für die Verwaltung des neuen Gebietes wurde die "Landherrenschaft der Marschlande" gegründet, der ein Senator - der Landherr - mit uneingeschränkter Macht vorstand.

Der größte Feind der Marschlande war von jeher das Wasser. Noch heute berichten davon die zahlreichen Bracks als Zeugen ehemaliger Deichbrüche. Norder- und Süder-Elbe sowie Dove- und Gose-Elbe treffen in den Marschlanden zusammen, die zudem von der Bille im Norden und der Hauptelbe im Süden begrenzt werden. Durch den hohen Grundwasserspiegel und die Tieflage stand das Land häufig unter Wasser. Schon bei der Besiedelung legte man ein ausgeklügeltes Grabensystem zur Ent- und Bewässerung an, das mit der Zeit durch den Bau von Feldentwässerungsmühlen stetig verbessert wurde.
Noch zu Beginn unseres Jahrhunderts war das Landschaftsbild der Marschlande von den Entwässerungsmühlen geprägt, die in großer Zahl an der Landscheide und den Deichen standen. Durch den Bau der Ent- und Bewässerungsanlage in den 1920er Jahren, mit Pumpwerken und Schleusen zur Regulierung des Wassers, wurden die Mühlen überflüssig. Nur ein Exemplar ist erhalten geblieben. Es steht im Rieckhaus und stammt ursprünglich aus Ochsenwerder.

Das Wasser bildet aber auch den Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg und den Wohlstand der Marschlande. Es war Ursache für die hohe Fruchtbarkeit des Bodens. Seit jeher versorgten die Marschlande Hamburg mit Milch, Getreide, Vieh, Kohl und Fisch. Seit dem 17. Jahrhundert begann man mit dem erwerbsmäßigen Gemüseanbau, der sich zu hoher Perfektion entwickelte und zum Haupterwerbszweig wurde. Bis heute sind die Marschlande grundlegend an der Gemüseversorgung Hamburgs und des norddeutschen Raumes beteiligt

Besonders die Marschlande sind für die Hamburger Naherholung bedeutend. Der Eichbaumsee als Badesee, der Hohendeicher See als Bade- und Surfsee und der Wasserpark Dove-Elbe mit der Ruderregattastrecke zwischen Allermöhe und Tatenberg sind sicherlich die bekanntesten Naherholungsflächen. Aber auch die zahlreichen Rad- und Wandermöglichkeiten entlang der Deiche und des ehemaligen Marschbahndamms sowie in den Boberger Dünen und entlang der Bille, die vielen Angelmöglichkeiten, die Yachthäfen an der Doven-Elbe, die Segelclubs, Golfplätze und Reitervereine u.v.m. locken jährlich zahlreiche Erholungssuchende in die Marsch mit ihren malerischen alten Kirchen und Bauernhäusern. Als Freizeitanlage entstand in Tatenberg eine Kleingartenkolonie mit rund 1150 Parzellen. Weitere Freizeitkolonien bilden ein Dauercampinggelände am Hohendeicher See und ein mit Wochenendhäusern bebautes Gelände in Overwerder.

Die Schönheit der Marschlande und ihre Eignung zur Naherholung erkannten die Hamburger früh. Schon im 16. Jhd., lange bevor die Elbchaussee "modern" wurde, errichteten reiche Hamburger Bürger ihre Sommersitze in der stadtnahen Marsch - vor allem in Billwerder und Moorfleet. Senatoren und Kaufleute errichteten sich repräsentative Landhäuser von denen manche noch erhalten sind. Mit der fortschreitenden Industrialisierung und dem Bau der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn 1842, wurden die Landsitze im 19. Jahrhundert aufgegeben.

Die Nähe der Großstadt war für die Marschlande nicht nur von Vorteil. Seit dem 19. Jahrhundert rückte sie immer näher. Das Industriegebiet Billbrook wurde gebaut - das Land gehörte ursprünglich zum Dorf Billwerder. Seit 1842 durchschneidet die Bahnlinie die Marschlande. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die A1 quer durch Moorfleet und Billwerder gebaut.
Schließlich entstand 1981 mit der Marschenautobahn A25 ein weiterer Schnitt durch die Marschlande. Westlich des Mittleren Landwegs baute man in den 1980er Jahren das Gewerbegebiet Allermöhe. Große Wohnungsbauprojekte wurden ebenfalls in den Marschlanden durchgeführt. Angefangen 1931 mit der Siedlung Nettelnburg, über Bergedorf West 1968 bis hin zu Neu-Allermöhe. Auf der grünen Wiese in der Feldmark von Allermöhe entstand zwischen 1984 und 1992 Neu-Allermöhe Ost als Neubaugebiet mit Wohnungen, Reihenhäusern und Einzelhäusern durchzogen von Grün- und Wasserflächen. Für 9000 Menschen wurde hier Lebensraum geschaffen. Ab 1994 entstand westlich davon ein ähnliches Neubaugebiet. Hier wurde Lebensraum für weitere 15000 Menschen geschaffen.

Auch der Naturschutz muss erwähnt werden, der in den Vier- und Marschlanden hohen Stellenwert hat. In unmittelbarer Nachbarschaft zum städtischen Ballungsraum, hat sich die Natur hier einen großen Freiraum bewahrt. Das bekannteste und größte Naturschutzgebiet (NSG) der Marschlande ist die Reit - eine natürliche Sumpflandschaft mit artenreicher Pflanzen- und Tierwelt. Bekannt wurde die Reit durch ihre vielfältige Vogelwelt, z.T. mit seltenen Vogelarten. Ein Wanderweg führt durch dieses seit 1973 bestehende Naturschutzgebiet. Die Reit gehört übrigens zu Reitbrook, der einzige Ort der Marschlande, der 1395 nicht hamburgisch wurde sondern holsteinisch blieb. Erst durch den Gottorper Vertrag von 1768 gingen die Ländereien an Hamburg. Kirchlich gehörte Reitbrook schon immer zu Allermöhe.
Seit 2010 besteht das NSG "Auenlandschaft Norderelbe", das das Elbvorland von Spadenland, Wilhelmsburg und Kaltehofe einbezieht. In Spadenland ist es durch Rückziehung des Hauptdeichs entstanden.